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16.05.2017 - Nachlese zur Altenpflegemesse in Nürnberg

Jutta vor der Altenpflegemesse in Nürnberg
In den letzten Wochen war ich wieder für die Pflege-Mediathek unterwegs. Diesmal in der wunderschönen Stadt Nürnberg. Hier fand die bundesweit größte Altenpflegemesse und begleitend der Kongress „Zukunftstag Altenpflege 2017“ statt. Rund 2.300 Teilnehmer machten das Messegelände zu einem bunten Ereignis der Pflege. Unter dem Motto „ Stars der Pflege“ flanierte man unter frenetischem Jubel über den roten Teppich. Auf den ersten Blick einen nette Idee – besonders für die jüngeren Jahrgänge. Auf den zweiten Blick bin ich persönlich eher Freundin von ehrlicher Wertschätzung, aber das nur am Rande...
Die Altenpflegemesse in Nürnberg aus der Vogelperspektive
Die Messeangebote waren sehr vielfältig und interessant: Das Spektrum reichte von innovativen Transferhilfen über Ernährungsangebote für Menschen mit Demenz bis hin zu Materialien zur haptischen Wahrnehmung und digitalen Medien für die Altenpflege. Besonders gefallen haben mir die „connect-Flächen“. Darauf fanden für die Messebesucher interessante Fachvorträge für die Praxis statt. Eine unserer Autorinnen, die Musiktherapeutin Simone Willig, fesselte die Zuschauer mit ihrem Beitrag zum Thema: „Bewohner fördern mit Musik und Bewegung“, in dem sie verdeutlichte, wie der gezielte Einsatz von Musik helfen kann, Zugang zu einem Menschen zu finden. Diese Expertin bereitet für uns übrigens ein spannendes Modul für die Pflege-Mediathek vor, in dem es um Musik als unterstützendes Element beim Essen und Trinken gehen wird.
Im begleitenden Kongress Zukunftstag Altenpflege hatte ich die Möglichkeit einige Vorträge und Veranstaltungen zu besuchen. Die Auswahl der Themen war breit gestreut. Insgesamt haben 100 Referenten in 35 Vortragsblöcken die  wichtigsten aktuellen Entwicklungen in der Altenpflege aufgegriffen. Die Hauptthemenfelder waren:

  • Das neue Begutachtungsinstrument
  • Fachkräfte finden und binden
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit
  • Kompetenzprofile in der Pflege
  • Pflege und Lebensqualität
  • Pflegeformen der Zukunft

Ich konnte dazu an interessanten Diskussionen zum Beispiel zum neuen Begutachtungsinstrument teilnehmen. Neben der Vorstellung der einzelnen Kriterien und der neuen Pflegegrade wurde diskutiert, dass künftig nicht mehr so gut vorhersehbar sein wird, in welchen Pflegegrad eine betroffene Person eingestuft wird. (Und: ja, es heißt weiterhin „eingestuft“, obwohl der Referent Stefan Dzulko die Bezeichnung „upgraden“ auch amüsant gefunden hätte...).
Ebenfalls spannend fand ich die Diskussionen rund um den „neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff“ und den damit geforderten „neuen Blick auf den pflegebedürftigen Menschen“. Dazu hat mir Carola Stenzel-Maubach vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) aus der Seele gesprochen. Sie stellte richtig, dass der Fokus der Pflegenden bereits seit Jahrzehnten auf dem Erhalt der Selbständigkeit der Bewohner läge. In der Ausbildung der Altenpflege sei die Förderung der Selbstständigkeit  schon lange der zentrale Schwerpunkt pflegerischen Handelns.
Die Pflegenden brauchen meiner Meinung nach keine neue Sichtweise, vielmehr haben sich nun die gesetzlichen Begutachtungsinstrumente dem im Pflegalltag bereits vorhandenen Pflegebedürftigkeitsbegriff angenähert. Insofern ist der überall proklamierte Paradigmenwechsel durch die Pflegereform nicht so neu wie teilweise dargestellt. Auch in unseren Schulungen der Pflege-Mediathek steht natürlich der Erhalt der Selbstständigkeit und die Förderung der Gesundheit im Vordergrund.

Neben weiteren Beiträgen zum digitalen Wandel in der Pflege und zur Einführung des Strukturmodells hat mich besonders der Vortrag von Professor Christel Bienstein inspiriert, in dem sie die Ergebnisse einer Studie zur Reduktion von Krankenhauseinweisungen vorstellte. In diesem Projekt der Uni Witten Herdecke wurde anhand von Modelleinrichtungen aus der stationären Langzeitpflege  ein bewohnerbezogenes Interventionsmodell erarbeitet, mit dem vermeidbare, ungeplante Krankenhauseinweisungen erfolgreich reduziert werden konnten.
Dieses Thema halte ich im Bereich der stationären Pflege für immens wichtig, deshalb werden wir es in der nächsten Zeit in der Pflege-Mediathek aufgreifen.

Nun heißt es wieder „ran an den Schreibtisch“ und mit vielen positiven Eindrücken interessante Themen vorbereiten!
Wir sehen uns auf der Altenpflegemesse in Hannover